Sonntag, 22. März 2015

Tagesausflug nach Killin, Loch Awe und Inveraray

Nachdem ich gestern Abend gerade noch wach genug war, um die Bilder von der Sonnenfinsternis zu veröffentlichen (siehe vorheriger Blogeintrag), folgt nun der Bericht zum gestrigen Ausflug.

Da die Wettervorhersage mit einer Höchsttemperatur von 8°C lockte, trug ich über dem T-shirt noch einen schwarzen Mantel und eine Sweatshirtjacke, hab aber wenigstens die Stiefel durch Wanderschuhe ersetzt - rückblickend eine gute Entscheidung.

Unser erster Halt war ein kleines Dorf in den Highlands namens Killin, wo einer der bekannteren Highland-Clans, die McNabs, ihren Hauptsitz haben - und das schon seit Jahrhunderten. Inzwischen ist der Clan natürlich über alle Welt verstreut, aber wenn ein Clanoberhaupt (der Chief) stirbt, pilgern sämtliche Mitglieder nach Killin zur Beerdigung auf dem Familienfriedhof, der den Rest des Jahres zur Besichtigung freigegeben ist. Und was für ein hübscher Flecken Erde das ist!

Die Brücke, die beide Ortshälften miteinander verbindet

Na sowas - ein Wasserfall! Und das mitten im Dorf!

Der Friedhof der McNabs. Im eingemauerten Bereich befinden sich die Gräber der Chiefs

Natürlich konnten wir es uns nicht entgehen lassen, auf den Felsen herumzuklettern

Zu diesem Zeitpunkt war es schon warm genug, den Mantel offen zu tragen

Das Wetter war himmlisch, wie man hier sieht. 8°C? Von wegen!


Nach unserem Halt in Killin, das außer dem Grab und diesem großartigen Flusslauf nicht sonderlich viel zu bieten hat, dafür aber wunderschön gelegen ist, ging es weiter zum Loch Awe, wo wir "nur 5 Minuten" anhalten und Fotos machen wollten. Naja, das dachte Fiona von der Chaplaincy jedenfalls. Aber bei der folgenden Kulisse wird es wohl niemanden wundern, dass wir dann doch fast eine halbe Stunde hier waren - erstmal mussten wir schließlich durch einen als Wiese getarnten Sumpf wandern, um gute Fotos von Kilchurn Castle machen zu können:


Bei spiegelglattem Wasser und klarem Himmel einfach perfekt!

Dieser Anblick war die nassen Socken definitiv wert


Mit nassen Füßen und großartigen Bildern auf der Speicherkarte ging es anschließend weiter nach Inveraray am Loch Fyne (einem Seeloch), wo wir uns erst im Ort selbst aufhielten und ein historisches Gefängnis besichtigten. Der typisch schottische Humor zeigte sich vor allem in dem Raum, der für Bestrafungen (Prügel) gedacht war: der dafür ausgestattete Tisch, ein Bündel Weidenruten und ein Schild mit der Aufforderung, es doch selbst mal auszuprobieren:

Die Arme wurden durch die beiden Löcher gesteckt und der Körper mit den Lederriemen festgeschnallt.

In diesen Freiluftzellen durfte jeder Sträfling am Tag eine Stunde Frischluft genießen.

Diese Möwe beweist null Respekt vor Denkmälern
Als nächstes kam mein persönlicher Lieblingsteil des Ausflugs - eine Wanderung.

Zu diesem Zeitpunkt war es schon so warm, dass ich meinen Mantel im Bus gelassen hatte und nur noch die Sweatshirtjacke anhatte. In der Sonne hatte es geschätzte 18°C!

Das Ziel unserer Wanderung - der Turm da oben auf dem Berg:


Zuerst aber führte unser Weg uns am Inveraray Castle vorbei, das seit dem 17. Jahrhundert der Sitz des Duke of Argyll ist, dem Chief des Campbell Clans, und immernoch von der  Familie bewohnt wird. Das Schloss dürfte einigen vielleicht bekannt vorkommen, weil es als Drehort für die Weihnachtsfolge der Serie Downton Abbey genutzt wurde - kein Wunder, bei dem Anblick!


Leider stand es nicht zur Besichtigung offen (wahrscheinlich wegen der Rennovierungsarbeiten), dafür konnten wir aber im Vorbeigehen einen guten Blick darauf werfen und es auch später von oben bewundern. Da die gesamte Gegend (samt Highlands und dem Aussichtsturm) zum Castle gehört, sind wir ja ohnehin die ganze Zeit über den Privatbesitz des Dukes gewandert. Glücklicherweise ist sowas in Schottland absolut erlaubt, solange man alle Tore wieder zumacht und nichts anzündet oder anderweitig mutwillig zerstört.

Der Aufstieg dauerte etwa eine Stunde und führte größtenteils durch einen sehr faszinierenden Wald:

Diese gigantischen Bäume am Wegrand - unter dem niedrigsten Ast könnte man bequem auf einem Stuhl stehen


Baum frisst Babyelefant?

Findet mich auf diesem Bild
Über Schottland kann man ja sagen, was man will, aber gigantische Bäume haben sie.

Irgendwann kamen wir dann aber dann doch über die Baumgrenze hinaus und wurden mit einigen tollen Ausblicken belohnt:

Zusammen mit uns stieg auch die Temperatur und ich zog mir schließlich auch noch die Sweatshirtjacke aus - und das im März!

Der anstrengende Aufstieg wurde aber mit der folgenden großartigen Aussicht belohnt:












An dieser Stelle noch eine lustige Geschichte zum Inveraray Castle. Auf dem Bild oben erkennt man ja sehr gut, wie schön es gelegen ist. Allerdings stand das Castle nicht immer da, wo es jetzt zu finden ist. Irgendwann beschloss der Duke jedoch, dass das Castle ganz genau da stehen muss, wo es jetzt eben steht, und an keinem anderen Platz.

Der Haken an der Sache: zu diesem Zeitpunkt befand sich genau dort das Dorf Inveraray.

Mit der für reiche Menschen wohl üblichen Arroganz beschloss er also, seinen Willen durchzusetzen, baute kurzerhand ein neues Dorf für das Fußvolk, siedelte die Bewohner um, riss das Dorf ab und baute sein Schloss genau dort auf. Das sollte heutzutage mal jemand versuchen ...

Nachdem wir wieder unten in Inveraray waren, stiegen wir wieder in den Bus und machten uns auf den Heimweg, wobei wir noch einen kleinen Stop am Loch Lomond einlegten - warum auch nicht? Das Loch im Sonnenuntergang war auch wunderschön.





Auch zu Loch Lomond gibt es eine interessante Geschichte zu erzählen. Es ist nur durch eine Bergkette von Loch Fyne getrennt, das, wie oben erwähnt, ein Seeloch ist und somit Anschluss zum Meer hat. Vor ca. 1000 Jahren machten sich die Wikinger das zu Nutze, indem sie in Loch Fyne hineinsegelten und die Dörfer am Ufer ausraubten. Irgendwann hörten sie davon, dass Loch Lomond ganz in der Nähe und ebenfalls sehr groß wäre. Also zerrten sie ihr Schiff aus Loch Fyne, über die Berge, ins Loch Lomond, und überfielen auch dort die Bewohner. Ich wette, die haben ganz schön blöd geguckt, also plötzlich ein Wikingerschiff auf ihrem See auftauchte. Dafür hatten die Wikinger dann wahrscheinlich sehr viel Ärger beim Versuch, ihr Schiff mitsamt all den geraubten Rindviechern wieder über die Berge ins Loch Fyne zu zerren. Wenigstens einer von ihnen hat die ganze Prozedur jedenfalls nicht überlebt - sein Grab kann man noch heute am Ufer des Loch Lomond finden.

Das wars von mir, der nächste Eintrag folgt dann, wenn ich wieder was zu erzählen habe. Noch zwei Wochen, dann ist der Unterricht vorbei!

Cheers!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen